Häufige Missverständnisse und Irrtümer im Verständnis der Träume
So interessant Träume auch sind – es ist relativ schwer, sie zu entschlüsseln. Man braucht dafür einerseits Wissen über die Symbolsprache und andererseits Übung, die Nachtwelt und die Tagwelt zusammenzubringen. Unbewusstes bewusst zu machen, war lange Zeit (und ist immer noch) das Metier der Psychoanalytiker/innen. Ich hoffe und wünsche jedoch sehr, dass immer mehr Menschen die Entdeckung machen, dass das Unbewusste nicht nur ein riesengroßes Rätsel ist, sondern dass wir mit Hilfe unserer Träume eine ganze Menge über unser Menschsein verstehen können.
Im heutigen Blogbeitrag will ich einige Irrtümer der Traumdeutung aufzählen, die sich für mich in 25 Jahren Traumforschung herauskristallisiert haben.
1. Missverständnis: Traumdeutung geht nach Schema F
Schema F beinhaltet meist ein immer gleiches Vorgehen, z.B. alle Trauminhalte rein persönlich zu interpretieren oder nach einer bestimmten Vorgabe zu deuten. Das hat natürlich den Vorteil, dass die Sache übersichtlicher wird. Aber der Traumkomplexität wird man damit nicht gerecht.
2. Missverständnis: Jeder Traum ist ein psychologischer Traum
Naja, vielleicht 85% unserer Träume sind psychologisch. Es gibt aber auch andere Träume, z.B. archetypische, kollektive und spirituelle Träume. In manchen Träumen erhalten wir Informationen über Menschen oder Ereignisse. Dies ist erfahr- und erforschbar. Es geht also zunächst darum, herauszufinden, von welcher Ebene der Traum kommt. Menschen, die viel meditieren und ihr Inneres erforschen, werden nach gewisser Zeit häufiger spirituelle Träume erleben.
3. Missverständnis: Was symbolisch gemeint ist, wird wörtlich genommen
Dies passiert wirklich sehr häufig. Denn der Traumtext ähnelt oft dem Alltagsgeschehen. Erotische Träume sorgen besonders oft für Verwirrung, wenn der Traumpartner gar nicht zu einem passt. Ich kann Sie beruhigen (oder auch enttäuschen): Meist geht es bei Sexträumen darum, dass Eigenschaften des anderen Menschen ins eigene Leben integriert werden (sollten). Das kann sich auch auf Funktionen beziehen. Eine Liaison mit Olaf Scholz würde beispielsweise auf einen Zuwachs an persönlicher Macht und Selbstständigkeit hinweisen. Aber auch hier gilt: es gibt kein Schema F. Manchmal ist ein erotischer Traum einfach ein erotischer Traum. Nach einer Weile findet man schnell heraus, ob etwas symbolisch oder wörtlich gemeint ist.
4. Es geht hauptsächlich ums Gefühl im Traum
Klar, das Gefühl ist wichtig. Es geht aber genauso um den Traumtext. Allerdings gewinnen wir zu gefühlsreichen Träumen schneller einen Zugang. Manchmal ist das Gefühl ein direkter Zugang zu seelischen Themen, die sehr dringend angeschaut werden sollten – aus Sicht der träumenden Psyche. Beim genaueren Hinschauen liefert der dazugehörige Traumtext dann eine Erklärung oder sogar eine Lösung.
5. Symbole sind klar und eindeutig
Dabei kommen dann Interpretationen heraus, die so klingen: Schlangenträume haben immer etwas mit Verrat zu tun, Kinder als Symbol sind immer positiv etc. Symbole sind erklärtermaßen vielschichtig. Das unterscheidet das Symbol von einem Zeichen, z.B. einem Stoppschild.
6. Träume funktionieren wie ein Orakel
Ratsuchende fragen mich dann: Bedeutet mein Traum, dass sie mich noch liebt? Heißt das, dass ein Unglück passieren wird? Wir haben immer eine freie Wahl. Manchmal warnen Träume vor etwas, aber das ist dann kein Orakel, sondern eine Aufforderung, etwas zu ändern.
7. Wenn ich von anderen träume, dann geht es um die andere Person.
Das ist gelegentlich so, aber meist geht es um den Träumenden selbst. Die andere Person repräsentiert einen Teil vom Träumer oder der Träumerin. Es ist aber auch hier wichtig, Ausnahmen zu erkennen.
8. Der Tod im Traum bedeutet, dass jemand sterben wird
Diese Angst ist sehr häufig. Der Tod ist aber als Symbol zu verstehen, meist geht es um Wandlung oder Ablösung. Bspw. träumen Kinder oft vom Tod der Eltern, wenn sie heranwachsen. Oder Schwangere träumen vom Tod, da der neue Lebensabschnitt eine einschneidende Veränderung bringt.
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